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Archiv 2006

Bericht in der Goslarschen Zeitung vom 17.01.2006
Der Baumarkt ist das wahre Paradies
Mit „Männergestalten“ war erstmals eine Veranstaltung des "Forum Kultur in unserer Stadt" ausverkauft 

CLAUSTHAL-ZELLERFELD. Eines steht seit Sonnabend fest: Das Wesen und die handwerklichen Fähigkeiten des Mannes faszinieren und begeistern, ebenso Beziehungskisten. Mit dem Kabarettprogramm „Voll vermessen - Geschichten aus dem Baumarkt“ der „Männergestalten“ war erstmals eine Veranstaltung des Kulturvereins FoKuS total ausverkauft. Das gab es noch nie: „Wir haben schon Stehplätze angeboten und einige Besucher nach Hause schicken müssen“, staunte „FoKuS“-Vorsitzende Jutta Reusing erfreut über den überwältigenden Auftakt des Programms 2006. In ihrer typisch norddeutschen Art beleuchteten die „Männergestalten“, das sind Jens Heidtmann und Detlef Wutschik, technisch assistiert von Petra Erlemann, vor 150 begeisterten Zuschauern im Alten Bahnhof das starke Geschlecht, das scheinbar in jeder Situation Herr der Lage ist. Die Wurzeln reichen weit zurück. Nachdem Gott die Erde schuf, hatte Adam noch Verbesserungsvorschläge. Und so wurde am achten Tag das wahre Paradies des Mannes, der Baumarkt, erschaffen, mit dessen Angebot Adam die Welt ganz nach seinem Bilde entstehen ließ, erfuhr das Publikum. Aber auch Frauen besuchen den Baumarkt, nur würden diese genetisch bedingt in die Blumenabteilung gehen. In Clausthal-Zellerfeld mit seiner Technischen Universität trifft dieses freilich nur bedingt zu, denn unter den vielen weiblichen Gästen der Veranstaltung fanden sich etliche, die angaben, eine Bohrmaschine bedienen zu können. Beziehungskrisen bleiben im Zusammenleben mit einem bohrwütigen Mann natürlich nicht aus, wie die Kabarettisten als Mensch oder als witzige Puppe humorvoll vermittelten. „Frauen wollen nicht nur verheiratet sein, Frauen wollen eine Beziehung“. Zunächst ließen sich Frauen gerne helfen, etwa beim Aufhängen eines Bildes, denn „wer bohren kann, hat Schlag bei den Frauen“. Gemeinsames Tapezieren würde wenig später allerdings oft beim Scheidungsanwalt enden. Mit der richtigen Einstellung kann sich der Ehemann selbst gegenüber seinem Schwiegervater, dem Experten in technischen Fragen, behaupten, denn: „Es gibt unter den Handwerkern unterschiedliche Philosophien - ich habe die andere“, erklärt der Hausherr verärgert seiner Frau, während ihm die Tapete von der Decke auf den Kopf fällt. Als absoluter Experte trat J. C. Hammer auf, der dem Publikum nachdrücklich predigte: „Fliesen, ich verlege sie und ich habe sie verlegt - und es sah scheiße aus. Baut, auch wenn ihr zwei linke Hände habt“. Tosender Beifall. Es wurde viel gesägt und gebohrt in der Stadtbibliothek; selbst fetzige Puppen-Opas aus einem Hamburger Altenheim rissen „Bohrn to be wild“ singend die Wände ein. Ein toller Abend, bei dem selbst die Künstler dazulernten: Kleister rührt Mann am besten mit dem Schneebesen an, beantwortete ein Oberharzer spontan eine entsprechende Frage. Andre Bertram